Eine Steinmetzin (neu: Steinmetzin Fachrichtung Bau und Renovation) erzählt
Sie haben an der Berufsmeisterschaft an der OBA in St. Gallen mitgemacht…
Ja, das war eine Sache, und mega knapp; ich bin dritt geworden mit nur drei Punkten Rückstand zum Ersten. Bereits weit vorher wurde ich gefragt, ob ich mitmachen wolle. Nach den Sommerferien habe ich dann intensiv trainiert - Profil um Profil hauen und alles auf den Millimeter genau!
Gratuliere! Sind Profile auch das was Sie als Steinmetzin am meisten machen?
So wie an der Berufsmeisterschaft, von einem ganzen Steinblock ausgehend, eher selten. Meistens arbeiten wir an bereits vorgefrästen Werkstücken; was maschinell gemacht werden kann, müssen wir nicht von Hand machen. Details und den «Feinschliff» muss man aber immer von Hand machen.
Welche Arbeiten sind sonst noch häufig, wie steht's mit der Abwechslung?
Welche Arbeiten anstehen hängt grundsätzlich damit zusammen, welche Aufträge eingehen. Häufig sind dies Bearbeitung von Mauersteinen und Nacharbeiten an gefrästen Steinen, ebenso alle Arten von Oberflächenbearbeitungen, wie Scharrieren oder Stocken.
Wie sieht der Tagesablauf aus?
Wir beginnen um sieben Uhr und arbeiten bis fünf mit einer Viertelstunde z'Nüni und ein-einviertel Stunden Mittag, im Winter eine Stunde weniger, das heisst wir beginnen eine halbe Stunde später und hören eine halbe stunde früher auf. Sonst kann man zum Ablauf nicht viel sagen, meist ist man längere Zeit mit einem Werkstück beschäftigt, auch über mehrere Tage.
Ja, Stein ist halt ein hartes Material…
Ganz bestimmt, da kommt man nicht schnell vorwärts, das braucht Geduld. Das bereitete mir am Anfang etwas Mühe, da musste ich mich zuerst daran gewöhnen.
Arbeitet Ihr vor allem im Werk oder geht Ihr auch auf den Bau zum Versetzen der Steine?
In unserem Betrieb ist es so, dass wir meistens im Werk arbeiten. Wir haben spezialisierte Teams für Verlege- und Versetzarbeiten. Hin und wieder gehen wir aber auch mit und helfen auf der Baustelle aus. Auch in der Schule und in den ÜKs geht es meistens um die Arbeit am Stein und weniger um Montage am Bau.
Schule, ÜK, wieviele seid Ihr in der Klasse?
Wir sind dreizehn in der Klasse, dies ist eine relativ grosse Klasse, die ÜKs haben wir zusammen mit der Schule in Bern – dort sind auch noch einmal acht – da ist schon recht Betrieb in den Kursen. Normalerweise sind immer mehr Steinbildhauer in den Klassen, bei uns ist es gerade umgekehrt, vier Steinbildhauer, neun Steinmetze.
Ihr seid also zusammen mit den Steinbildhauern in der Klasse, gibt es da Unterschiede, wie die Kollegen so ticken?
Am Anfang war das schon etwas spürbar, dass nicht alle mit demselben Hintergrund an den Stein gehen, die Metze sind meist etwas die genaueren am Stein. Jetzt ist es aber eine super Klasse geworden, wir haben wirklich dieselben Interessen und sind ein eingeschworener Haufen.
Wie sind Sie auf den Beruf Steinmetz gestossen?
Eigentlich wollte ich in die Richtung Textilien und Design, über Kontakte meiner Mutter bin ich dann bei einem Steinbildhauer in eine Schnupperlehre gegangen und das gefiel mir sofort. Der Bildhauer hat mir aber empfohlen, den Beruf Steinmetz zu erlernen, das Gestalterische könne ich dann immer noch aufarbeiten. Ich bin sehr froh über seine Einschätzung, es hat sich gezeigt, dass der eher technische Ansatz mir total entspricht. Nach der Lehre möchte ich mich in Planzeichnen und CAD-Zeichnen weiterbilden.
Es war dann aber gar nicht so einfach, eine Lehrstelle zu finden. Bei der Bärlocher Steinbruch und Steinhauerei AG war ich die einzige Frau unter fünf Bewerbungen. Da bin ich schon stolz, dass ich mich gegenüber vier Jungs durchgesetzt habe!
Werden in jedem Jahr Lernende angeworben?
Nein, eher alle zwei Jahre, obwohl nicht ganz regelmässig.
Interview von Stef Kormann, verantwortlicher Aus- und Weiterbildung NVS mit Sonja Monn, 4. Lehrjahr Steinmetzin bei der Bärlocher Steinbruch und Steinhauerei AG, Staad