Ein Steinmetz Fachrichtung Industrie (ehemals Steinwerker) erzählt

Wie kommt man auf den Beruf Steinwerker?

Bei mir war das total Zufall, irgendwie aber auch naheliegend. Bei uns im Dorf hat es einen grossen Steinbearbeitungsbetrieb direkt an der Hauptstrasse. Als ich für eine Schnupperwoche kurzfristig einen Platz finden musste, habe ich mich da gemeldet. Die Arbeit hat mir gefallen, ich habe noch eine zweite Schnupperwoche gemacht und erhielt dann die Lehrstelle ohne ein formelles Bewerbungsschreiben machen zu müssen. Jetzt bin ich schon im dritten Lehrjahr und werde nächsten Sommer die Abschlussprüfung machen.

… und, alles auf Kurs?

Ich denke schon, als Lernender im Betrieb werde ich vor allem im Handwerk gefördert, da kommt es schon vor, dass ich eine komplette Küchenabdeckung von Grund auf selber machen muss, obwohl heute in der Produktion viele Arbeitsschritte auf der CNC-Maschine ausgeführt werden. Im ersten Lehrjahr war ich zudem viel auf Montage.

Sieht bei allen Lernenden in Ihrer Klasse die Ausbildung genau gleich aus?

Nein, da gibt es unter uns neun riesige Unterschiede, je nach Ausrichtung und Auftragslage der Lehrbetriebe, das merkt man in den ÜK besonders gut. Viele haben wenig Erfahrungen mit Montage und den dazugehörigen Arbeiten, wie zum Beispiel Ausfugen, dafür sind sie vielleicht Meister im Schleifen und Polieren. Da helfen wir dann einander in den Kursen. Es gibt auch solche, welche hauptsächlich an Maschinen arbeiten, andere Betriebe haben wiederum kaum grössere Maschinen.

Wie ist dies bei Euch im Betrieb?

Auf der grossen CNC-Maschine schaue ich eher noch zu beim Programmieren und in Gang setzen, den Kantenautomaten bediene ich jedoch selbständig. Im Bereich CNC ist vieles auf Englisch, da sollte man schon etwas englisch können.

… und dies in einem Handwerksberuf?

Ja klar, wir haben einen speziellen ÜK für die Einführung in Softwareprogramme zum Planzeichnen und zur Steuerung von CNC-Maschinen, da ist das «Handwerk» dann halt am PC. Das war sehr gut, aber vor allem auf das CAD-Zeichnen ausgerichtet, für die Umsetzung auf der Maschine hatten wir noch kaum Zeit.

… da sind die Unterschiede je nach Maschine wahrscheinlich dann auch gross.

Ja, das geht nur um die Grundlagen, die Programmierung der Maschine im Betrieb ist dann noch einmal etwas ganz anderes.

Wie sehen die beruflichen Perspektiven aus?

Im Moment schaue ich noch nicht viel weiter als auf die Abschlussprüfung. Ob ich allenfalls weiter in diesem Betrieb arbeiten könnte, darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Interessieren würde mich auch eine Zweitlehre als Bauer. Das «Heimetli» unserer Familie ist zwar jetzt verpachtet, aber die Familie arbeitet immer noch in der Landwirtschaft. In einem Steinbearbeitungsbetrieb könnte ich natürlich auch noch weiterkommen und zum Beispiel die Vorarbeiterschule Steinbearbeitung NVS machen oder etwas Richtung Verkauf, da gibt es viele Möglichkeiten.

So oder so, das Handwerk ist eine gute Grundlage…

Ja, sehr, der Stein ist auch etwas Spezielles. Wenn ich mal etwas umbauen müsste, würde ich viel Stein einsetzen. Mein Bruder ist Möbelschreiner, zusammen könnten wir eine komplette Küche bauen.

Wie ist das so unter Kollegen im Dorf, können die sich etwas unter Steinwerker vorstellen?

Überhaupt nicht, wenn z.B. der Automech-Stift erzählt, sie hätten heute Felgen für zweitausend Franken verkauft, da kann ich nicht einschätzen, ob das viel ist, wir verkaufen Küchenabdeckungen im Wert von vielleicht viertausend Franken und davon vier oder fünf am Tag. Auch bezüglich körperlicher Arbeit: Der sagt zum Beispiel, er habe den ganzen Tag Räder gewechselt, dagegen hebe ich eben den ganzen Tag Steine (stimmt natürlich so nicht genau; wir haben auch Hebegeräte für die Steinplatten).

Besten Dank für das Gespräch und alles Gute bei den Abschlussprüfungen.

 

Interview von Stef Kormann, verantwortlicher Aus- und Weiterbildung mit Stefan Witschi, Steinwerker 3. Lehrjahr bei der E. Salvisberg AG, Rüegsau